Die Grundidee zu meinem Roman „Die bepisste Fee“ kam mir auf einem Familienausflug in den schottischen Highlands im Oktober 2017. Ich wollte endlich einmal eine Geschichte lesen, in der die Fee nicht unter Zuckerguss und im pinken Tutu steckt. Von grenzdebilen Flügelwesen, die ihren bunten Zauberstab schwingen, um Gefälligkeiten für munter herumtollende Tiere zu erledigen, habe ich die Schnauze gestrichen voll. Zusätzlich sind meine Mädels dieser Phase ihres Lebens glücklicherweise entwachsen, sodass sie einen Gegenentwurf verkraften – zumindest glaubte ich es damals.
Aus den beschriebenen Gründen beschloss ich, ein Fabelwesen zu konstruieren, das säuft, flucht und sich überhaupt gar nicht magisch und märchenhaft verhält. Meine Fee sollte Ecken und Kanten und weniger Kurven besitzen (und wenn Kurven, dann welche an den richtigen Stellen). Als treffende Umschreibung dieser Eigenschaften fiel mir dazu das Wort „pissed“ ein.
Im britischen Sinne bezeichnet das Wort „pissed“ den gleichen Zustand, den das übersetzte „angepisst“ inne hält. Wenn sich ein britischer Bürger als „pissed“ tituliert, dann würde er gerne seine Mitmenschen mit Schlägen traktieren oder ihnen zumindest wenigstens die Kniescheiben demolieren.
Im irischen Sinne bezeichnet das Wort „pissed“ allerdings einen völlig anderen Geisteszustand, wenn man das so nennen mag. Wenn ein Ire davon spricht, dass er das gesamte Wochenende „pissed“ war, so will er seinem geneigten Zuhörer davon berichten, dass er den Blutalkoholpegel ganze zweieinhalb Tage auf einem konstant hohen Niveau halten konnte und dabei den inneren Schweinehund Gassi führte. Er verlangt in solchen Situationen meist die Zustimmung und Bewunderung des Auditoriums.
Meine Märchenfee sollte diese beiden Eigenschaften verinnerlichen. Sie sollte sowohl angefressen, wie auch angetrunken sein. Leider entfällt die doppelte Bedeutung vollständig, sobald man das Wort übersetzt.
Das Wort „bepisst“ fügt dem Titel eine weitere Bedeutung hinzu. Eine Testleserin beschwerte sich, dass diese Bedeutung wenig mit dem tatsächlichen Charakter der fiktiven Person zu tun hat, wobei ich ihr leider recht geben muss. Trotz ihrer mannigfaltigen Fehler und Laster ist meine Titelfigur nur gering boshaft und hat die Bezeichnung nicht verdient.
Trotzdem und weil ich den Buchtitel schon bei Amazon vergeben hatte (den man auch nicht mehr ändern kann), blieb ich bei „Die bepisste Fee“. Auf dem Buchcover habe ich allerdings noch den englischen und wesentlich trefflicheren Titel „The pissed Fairy“ dazu gemogelt.
Meine Leser mögen mir das verzeihen. Hauptsache Ihr habt Spaß!